Oftmals ist das nächtliche Schnarchen vor allem für den Partner oder die Partnerin belastend. Kommt es neben den Schnarchgeräuschen noch zu vermehrten Atemaussetzern dann kann es schnell gefährlich werden. Nachts erschlafft die Muskulatur, die Zunge sackt zurück in den Rachen und versperrt damit die oberen Atemwege und es kommt zu Atemaussetzern (sogenannten Apnoen bzw. Hypopnoen). Treten mehr als fünf Atemaussetzer pro Schlafstunde auf, spricht man von einem obstruktiven Schlafapnoe-Syndrom (OSAS).
Für die Betroffenen selbst gibt es einige Indikatoren, die signalisieren, dass nicht alles in Ordnung ist. Bluthochdruck, Tagesmüdigkeit und andere Stresssymptome sind ernstzunehmende Warnsignale, die weiter untersucht werden sollten. Langfristig können diese nicht nur die Lebensqualität beeinträchtigen, sondern steigern das Risiko für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall.
Um die Diagnose eines OSAS zu stellen, sollte zunächst die Vorstellung beim entsprechenden Facharzt (Hausarzt, Pulmologe, HNO-Arzt) erfolgen. Bei der passenden Anamnese wird im Anschluss eine ambulante Polygrafie durchgeführt. Der/die PatientIn bekommt ein Gerät mit nach Hause, welches in der Nacht ganz bequem im eigenen Bett, die nächtlichen Atemaussetzer, die Sauerstoffsättigung und einige weitere Vitalparameter aufzeichnet. Ergibt sich hier ein auffälliger Befund, wird der/die PatientIn an ein Schlaflabor angebunden. Wir arbeiten hier eng mit dem klinikseigenen Schlaflabor in der Robert-Koch-Klinik und den umliegenden regionalen Schlaflaboren zusammen. In vielen Fällen kann das obstruktive Schlafapnoesyndrom mittels einer Atemmaske (CPAP-Maske) im Schlaflabor gut eingestellt und therapiert werden. Nicht alle PatientenInnen kommen jedoch damit zurecht. Dann kann die Implantation eines Zungenschrittmachers eine weitere therapeutische Option sein. In Vorbereitung auf die Operation muss der Schlafstatus der Betroffenen unter Narkose, im Rahmen einer Schlafendoskopie, beobachtet und analysiert werden, um sicherzustellen, dass die anatomischen Voraussetzungen erfüllt sind und die PatientInnen auch tatsächlich von der Therapie profitieren kann.
Das System besteht aus einem Atemsensor und einer Stimulationselektrode, die von einem kleinen Puls-Generator angetrieben wird. Es misst kontinuierlich den Schlaf-Atemrhythmus und passt sich der natürlichen Atemfrequenz an. Bei der Einatmung wird der Zungennerv über eine Elektrode, die um den Zungennerv gelegt wird, stimuliert. Somit wird verhindert, dass die Zunge im Schlaf erschlafft, im Rachen nach hinten fällt und somit die Atemwege verschließt. Nach der Behandlung mit einem Zungenschrittmacher treten Atemaussetzer und lautes Schnarchen dadurch deutlich seltener auf.
Mehrere Faktoren entscheiden darüber, ob eine Implantation eines Zungenschrittmachers als Therapieoption in Frage kommt. Sie werden diesbezüglich ausführlich von unserem Team beraten und unterstützt.
Folgende Kriterien müssen erfüllt sein:
- mittelstarkes bis starkes obstruktives Schlafapnoesyndrom (15-65 Atemaussetzer pro Stunde Schlaf, AHI)
- weniger als 25% zentrale Atemaussetzer
- Ursache für die Schlafapnoe muss im Erschlaffen und Zurückrutschen der Zunge liegen (Ausschluss eines konzentrischen Kollapses in der Schlafendoskopie)
- kein starkes Übergewicht (BMI < 35 kg/m2)
- keine neuromuskuläre Erkrankung als Ursache
- frustraner Therapieversuch mit einer CPAP-Atemmaske
In der separaten schlafmedizinischen Sprechstunde werden Sie durch unsere HNO- ExpertInnen beraten und informiert. Es schließt sich, wenn noch nicht erfolgt, eine ausführliche Schlafdiagnostik im Schlaflabor, sowie im Anschluss eine Schlafendoskopie an, um die anatomische Eignung für die Schrittmachertherapie festzustellen. Sind auch die übrigen oben aufgeführten Kriterien erfüllt, kann ein Operationstermin vereinbart werden.
Bei der eigentlichen ungefähr zweistündigen Operation werden zwei Elektroden verpflanzt, die über ein dünnes Kabel mit dem Zungenschrittmacher verbunden sind. Die Implantation erfolgt in Vollnarkose und mit einem minimal-invasiven Zugang über zwei kleine Schnitte: einen am Hals (submandibulär) und einen am Brustkorb. Nach der Operation ist ein stationärer Aufenthalt von 4 Tagen notwendig.
Vollständig eingeheilt und einsatzfähig ist der Zungenschrittmacher nach etwa 3-4 Wochen. Danach erfolgt im Rahmen unserer schlafmedizinischen Sprechstunde die Anpassung des Systems an die patientenindividuellen Schlafgewohnheiten. Der Schrittmacher wird aktiviert und die PatientInnen erhalten eine umfassende Einweisung in die Bedienung des Systems. Vor dem Schlafengehen wird der Zungenschrittmacher mit einer Fernbedienung eingeschalten. Nach der Eingewöhnungsphase von etwa 3 Monaten wird der Therapieerfolg des Systems noch einmal mittels einer Polygrafie überprüft.
Wichtig ist, dass das obstruktive Schlafapnoe-Syndrom erfolgreich therapiert wird und damit schwerwiegende Komplikationen wie ein Herzinfarkt oder ein Schlaganfall vermieden werden können und sich die Lebensqualität der PatientInnen wieder verbessert.