Welt-Zöliakie-Tag am 16. Mai in Leipzig
Prof. Dr. Thomas Richter vom Klinikum St. Georg stellt erstmals Studienergebnisse zum Zöliakie-Screening vor

Prof. Dr. med. Thomas Richter ist Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin im Fachkrankenhaus Hubertusburg in Wermsdorf.
Am 16. Mai lädt die Deutsche Zöliakie Gesellschaft (DZG) zum Welt-Zöliakie-Tag nach Leipzig ein. Zum ersten Mal ist die Messestadt Austragungsort für die alle zwei Jahre stattfindende Großveranstaltung. Das diesjährige Motto lautet „Glutenfrei erleben!“. Neben zahlreichen Aktionen auf dem Augustusplatz ist auch ein Forum für Fachbeiträge im Hörsaal der Universität Leipzig geplant. Dort wird Prof. Dr. Thomas Richter von 14:00 bis 14:30 Uhr erstmals die Forschungsergebnisse des im Klinikum St. Georg am Standort Eutritzsch und Fachkrankenhaus Hubertusburg durchgeführten Zöliakie-Screenings vorstellen.
„Zöliakie ist eine Erkrankung des Dünndarmes, die auf einer Unverträglichkeit gegenüber Gluten beruht“, erklärt Prof. Dr. Thomas Richter. Der Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin in Wermsdorf hat mit seinen Studienmitarbeitern die Krankheitshäufigkeit von Zöliakie untersucht. „Studien legten in letzter Zeit nahe, dass Zöliakie, wie zum Beispiel in Finnland, wesentlich häufiger vorkommt, als bisher angenommen wurde. Für Deutschland fehlen bisher solche Angaben. Mit der Studie wollen wir diese Lücke schließen“, fasst Prof. Dr. Thomas Richter zusammen.
Berücksichtigt wurden in der Studie alle ambulanten und stationären Patienten ab dem ersten Lebensjahr, die 2013 und 2014 in der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin des Klinikums St. Georg in Leipzig sowie in der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin des Fachkrankenhauses Hubertusburg in Wermsdorf behandelt wurden. Voraussetzung war, dass ohnehin eine Blutabnahme notwendig war. So wurde lediglich ein weiteres Röhrchen mit Blut entnommen. Die Untersuchung auf zöliakiespezifische Antikörper im Blut erfolgte im Labor Euroimmun Lübeck. Die Teilnahme an der Studie war freiwillig, bei den Kindern mussten die Eltern ihr Einverständnis geben. Konnte eine hohe Antikörper-Konzentration nachgewiesen werden, wurden die Patienten schriftlich darüber informiert. In der gastroenterologischen Spezialsprechstunde konnten sich die Betroffenen anschließend ausführlich und individuell beraten und untersuchen lassen.
Die Auswertung der Studie ist fast abgeschlossen. In nächster Zeit werden die Ergebnisse veröffentlicht. „In den verschiedenen Abteilungen der beiden Kinderkliniken wurden durch die Studie bei mehr als 35 Patienten sozusagen nebenbei und für Patienten und Eltern unvermutet eine Zöliakie diagnostiziert“, betont Prof. Dr. Thomas Richter. „Das entspricht der extremen Häufigkeit von 1 Zöliakiepatient je 50 bis 100 untersuchte Kinder.“ Im Rahmen der Studie stellten die Mediziner ebenfalls fest, dass Zöliakie nicht nur die klassischen Symptome Durchfälle und Gedeihstörungen hervorruft. In sehr vielen Fällen leiden die Patienten aber unter ganz anderen Krankheitszeichen. „So sind viele Betroffene beispielsweise sogar verstopft“, ergänzt Prof. Dr. Thomas Richter. „Ein Patient mit ADHS, bei dem im Rahmen der Studie unvermutet eine Zöliakie entdeckt wurde, benötigte unter glutenfreier Diät keine ADHS-Therapie mehr.“ Eine andere Patientin, bei der ebenfalls zufällig Zöliakie diagnostiziert wurde, litt unter chronischen Hautproblemen. „Ich hatte so viele Aphten im Mund, dass ich mich zeitweise nur mit Flüssignahrung durch Strohhalme ernähren konnte“, beschreibt eine Betroffene ihre Symptome. Die damals 17-Jährige hatte zahlreiche Arztbesuche hinter sich, bis die Mediziner im St. Georg schließlich durch das Zöliakie-Screening die Ursache für die Aphten gefunden haben. Dank der glutenfreien Kost ist die Patientin jetzt beschwerdefrei.
Hintergrund
Vorrangiges Ziel des Welt-Zöliakie-Tages ist es, die Erkrankung des Dünndarms und deren Symptome in der Öffentlichkeit bekannter zu machen. Wer an Zöliakie leidet, verträgt kein Gluten. Dieses Klebereiweiß kommt in fast allen Getreidesorten vor, zum Beispiel in Weizen, Roggen, Gerste, Hafer und Dinkel. Aus diesem Grund müssen sich die Betroffenen glutenfrei ernähren. Nachgewiesen wird die Erkrankung im ersten Schritt durch das Vorhandensein von Zöliakie-Antikörpern im Blut. Die Bestätigung der Diagnose erfolgt durch eine Magenspiegelung (Ösophago-Gastro-Duodenoskopie), bei der Schleimhaut vom Dünndarm entnommen (Biopsie) und untersucht wird.