Sie befinden sich hier

Inhalt

29.06.2020 10:38

Kettenreaktion Autoimmunerkrankungen: Vitiligo häufig von Schilddrüsenerkrankungen begleitet

Experte des Klinikums St. Georg empfiehlt regelmäßige Kontrolle

Vitiligo, auch Weißfleckenkrankheit genannt, ist eine chronische Hauterkrankung, bei der Pigmentstörungen in Form von weißen, scharf begrenzten Flecken auftreten, die sich im Laufe der Zeit ausweiten können. Ursache der Vitiligo ist eine Autoimmunreaktion gegen epidermale Melanozyten. Etwa zwei Prozent der Weltbevölkerung sind von Vitiligo betroffen. In der Hälfte der Fälle tritt die Erkrankung vor dem 20. Lebensjahr auf. Erkrankungen von Haut und Haaren sind oft mit autoimmunbedingten Schilddrüsenerkrankungen anzutreffen.  Dr. Jürgen Krug, Chefarzt der Abteilung
Diabetologie und Endokrinologie am Klinikum St. Georg erklärt, dass Vitiligo jedoch nicht
nur ein kosmetisches Problem ist, sondern häufig mit einer Schilddrüsenerkrankung
einhergeht: „Mittlerweile wissen wir, dass Patienten mit Vitiligo eine um das Zweifache
erhöhte Wahrscheinlichkeit für eine Schilddrüsenerkrankung haben und das das Risiko
für eine Autoimmunkrankheit sogar um das 2,5-Fache erhöht ist.“

In Fachkreisen wurden den vergangenen Jahren mehrere Studien veröffentlicht, die den
Zusammenhang zwischen Vitiligo und Schilddrüsenerkrankungen untersuchten. In einer
Auswertung von 39 Studien konnte festgestellt werden, dass Patienten mit Vitiligo
besonders häufig, nämlich in 20,8 Prozent der Fälle, Antikörper gegen
Schilddrüsenkomponenten aufwiesen. Schilddrüsenerkrankungen waren bei 15,1
Prozent und autoimmune Schilddrüsenerkrankungen bei 14,3 Prozent nachzuweisen.
„Bei Patienten mit Vitilio sollte einmal Im Jahr der TSH-Wert kontrolliert werden, um eine
Schilddrüsenerkrankung frühzeitig zu erkennen“, erklärt Dr. Krug. Denn die Funktion der
Schilddrüse beeinflusst fast alle wichtigen Organe des menschlichen Körpers. „Die
Hormone, die in der Schilddrüse gebildet werden, haben eine Wirkung auf die Skelettund
Muskelentwicklung, auf die Funktionen des Gehirns, des Herz- und
Kreislaufsystems und der Fortpflanzungsorgane sowie auf Haut und Haare. Zu den
Krankheiten, die in der Folge einer Fehlfunktion der Schilddrüse auftreten können,
gehören Morbus Basedow und die Hashimoto-Thyreoiditis, Diabetes Mellitus Typ I oder
auch Morbus Addison“, führt der Experte weiter aus.

Immunologische Störungen gelten als zweithäufigste Ursache von Schilddrüsenerkrankungen. Wenn die Schilddrüse von einer Autoimmunerkrankung betroffen ist, spricht man von einer Autoimmunthyreoiditis oder einer Autoimmunthyreopathie.

Kontextspalte