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01.10.2019 13:22

Epilepsie – wenn das Gehirn zu viele Signale abgibt

Experte des Fachkrankenhauses Hubertusburg rät zu offenem Umgang mit der Krankheit

Wermsdorf. "Epilepsie – echt jetzt?" lautet das Motto des diesjährigen deutschlandweiten Tages der Epilepsie. Die Aussage "Echt jetzt?" hören Betroffene häufig, wenn sie anderen Menschen offen von ihrer Erkrankung davon berichten. Denn im Gegensatz zu anderen Krankheiten ist Epilepsie – abgesehen vom Anfall an sich – eine "unsichtbare" Erkrankung. Mit dem offenen Umgang mit der Epilepsie ergeben sich für die Menschen mit Epilepsie und ihr direktes Umfeld aber auch viele Fragen. "Die Betroffenen selbst müssen aufgeklärt sein. Zu wissen, wie man sich bei einem Anfall verhalten soll, bringt Sicherheit und baut Ängste auf beiden Seiten ab", erklärt Dr. Piotr Sokolowski, Chefarzt der Klinik für Neurologie und neurologische Intensivmedizin am Fachkrankenhaus Hubertusburg. Der offene Umgang mit der Erkrankung hilft dabei, Vorurteile abzubauen und Stigmatisierungen entgegenzuwirken.

Einmal die Diagnose erhalten, sollten sich Epileptiker mit ihrer Erkrankung bewusst auseinandersetzen und auch professionelle Hilfe suchen. Wichtig ist, dass der Fokus immer auf einer positiven Krankheitsbewältigung liegt. Hier unterstützen Beratungsstellen und Selbsthilfegruppen die medizinische Arbeit der Ärzte. Die Erkenntnis, nicht allein mit dieser Erkrankung zu sein, hilft gerade neu erkrankten Menschen im Umgang mit ihren Ängsten und Unsicherheiten.

Eine Epilepsie kann in jedem Alter zum ersten Mal auftreten. Bei der Mehrheit der Betroffenen beginnt die Epilepsie bereits im Kindesalter. Im mittleren Alter zwischen 40 bis 59 Jahren beginnt sie dagegen seltener. Danach steigt die Zahl der Neuerkrankungen wieder an. Experten gehen davon aus, dass etwa 10 von 100 Menschen im Laufe ihres Lebens mindestens einen epileptischen Anfall haben, wobei die meisten davon Gelegenheitsanfälle sind. Erst wenn die epileptische Anfälle ohne ersichtlichen Auslöser mehrfach auftreten, spricht man von Epilepsie. Das betrifft einen von 100 Menschen. "Epilepsien sind neurologische Erkrankungen mit einem äußerst vielfältigen Erscheinungsbild. Deshalb sprechen wir auch nicht von der Epilepsie als solches, sondern vielmehr von den Epilepsien. Für die richtige Therapie ist es entscheidend, zwischen der Epilepsieform, also der Krankheit an sich und den Symptomen, also den epileptischen Anfällen zu differenzieren", beschreibt Dr. Sokolowski.

Laut Deutscher Epilepsievereinigung befinden sich derzeit in Deutschland etwa 500.000 Menschen aufgrund einer Epilepsie in haus- oder fachärztlicher Behandlung. Dies entspricht einem Bevölkerungsanteil von etwa 0,6%. Damit sind in Deutschland genauso viele Menschen an Epilepsie erkrankt wie beispielsweise an behandlungsbedürftigem Diabetes. Neu an Epilepsie erkranken pro Jahr durchschnittlich 47 von 100.000 Menschen. Dies entspricht einer Zahl von jährlich etwa 38.000 Neuerkrankungen.

"In unserer Klinik für Neurologie und neurologische Intensivmedizin des Fachkrankenhauses Hubertusburg werden jährlich mehr als 350 PatientInnen mit Haupt- oder Nebendiagnose Epilepsie stationär behandelt", erklärt Geschäftsführerin Dr. Iris Minde und Dr. Sokolowski führt weiter aus, dass "neue Medikamente zur Krampflösung (Antikonvulsiva) immer bessere Behandlungsoptionen bieten und ein günstiges Interaktionspotential mit anderen Medikamenten haben, was vor allem bei der Behandlung von multimorbiden Patienten wichtig ist. Dennoch kann trotzt stetig neuer medikamentöser Optionen kann jedoch auch mit den neuesten Antikonvulsiva nicht immer eine Anfallsfreiheit erreicht werden."

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