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23.03.2022 11:59

Die „vergessene Pandemie“: Tuberkulose bleibt auch für Deutschland eine Herausforderung

Klinikum St. Georg mahnt: Symptome müssen rechtzeitig erkannt werden

Die Tuberkulose gehört weltweit immer noch zu den häufigsten Infektionskrankheiten. 1,5 Millionen Menschen verstarben daran im Jahr 2020, womit die Tuberkulose zu den 10 häufigsten Todesursachen weltweit gehört. Obwohl die Infektionszahlen in Sachsen rückläufig sind und mit 3-5 Fällen von Lungentuberkulose pro 100.000 Einwohner in den letzten Jahren unter dem Bundesdurchschnitt lagen, gibt es mit mehr als 4000 Neuinfektionen pro Jahr deutschlandweit noch immer eine relevante Anzahl an Tuberkulose-Erkrankten, die sich durch die Ukraine-Krise mit ihrer enormen Flüchtlingsmigration perspektivisch erhöhen könnte. Das Klinikum St. Georg als Sächsisches Kompetenzzentrum für Infektionskrankheiten und Tropenmedizin betreut jährlich weit mehr als 100 Tuberkulosefälle und setzt dabei auch neue Medikamente zur Behandlung extrem resistenter Erreger ein.

Auch mehr als 130 Jahre nach der Entdeckung des Erregers durch Robert Koch fallen dem Tuberkel-Bazillus immer noch ca. 1,5 Millionen Menschen jährlich zum Opfer. Insbesondere in den weniger entwickelten Ländern spielt die Tuberkulose, oft zusammen mit einer HIV-Infektion, eine wichtige Rolle, was Krankheitslast und Lebenserwartung anbetrifft. Doch auch in Deutschland verzeichnen Ärztinnen und Ärzte jährlich mehr als 4000 Neuinfektionen.

Das Klinikum St. Georg als Sächsisches Kompetenzzentrum für Infektionskrankheiten und Tropenmedizin betreut jährlich weit mehr als 100 Tuberkulosefälle und kümmert sich in einer Spezialambulanz zudem um die Versorgung von Patienten, die ein hohes Risiko haben, an aktiver Tuberkulose zu erkranken. Verbesserte Medikamentenkombinationen in der Behandlung und Prophylaxe der Tuberkulose sorgen unter Umständen auch für verkürzte Behandlungszeiten, so dass die Therapie in enger Zusammenarbeit mit dem öffentlichen Gesundheitsdienst fast immer erfolgreich abgeschlossen werden kann. Wichtig dabei ist, dass niedergelassene Ärzte, als meist erste Anlaufstelle bei Beschwerden, die Symptome richtig erkennen, um die Behandlung in der Spezialklinik schnellstmöglich zu beginnen zu können. 

Frühzeitige Diagnosestellung & neue Medikamente

Hinzu kommt die Notwendigkeit einer frühzeitigen Diagnosestellung der Tuberkulose bei Flüchtlingen so schnell wie möglich nach der Einreise, ebenso wie die konsequente Fortführung einer bereits im Herkunftsland begonnenen Tuberkulose-Behandlung. In der Ukraine beispielsweise kommt die Tuberkulose ca. 20-mal häufiger als in Deutschland vor. Dafür wichtig ist die Erstuntersuchung nach § 36 Abs. 4 Infektionsschutzgesetz und § 62 Asylgesetz in Erstaufnahmestellen und Gesundheitsämtern. Für Kinder muss der Zugang für eine angemessene pädiatrische Versorgung sichergestellt werden. „Neben neuen Medikamenten, die mittlerweile auch weltweit eingesetzt werden, kommt der Entwicklung neuer, sicherer und wirksamerer Impfstoffe eine zentrale Rolle bei der Bekämpfung der Tuberkulose zu“, erklärt Professor Dr. Christoph Lübbert, Leiter der Klinik für Infektiologie und Tropenmedizin, Nephrologie und Rheumatologie. Eine Zulassung entsprechender Impfstoffkandidaten dürfte allerdings noch mehrere Jahre dauern, trotz vielversprechender Studienergebnisse.

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